Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden. (2. Korinther 5, 17)
Jubilate heißt der dritte Sonntag nach Ostern, den wir am 3. Mai feiern. Jauchzt! Jubliliert! Eine Grundstimmung des Lobes und Jubels durchzieht die biblischen Texte des Sonntags. Auch Paulus stimmt in den Lobruff ein: Alles ist neu geworden durch Jesus Christus, durch Ostern und die Auferstehung.
Alles wird neu – jedes Jahr können wir das im Frühling in der Natur erleben. Alles wächst, wird grün und beginnt zu blühen. Wir sehen und erleben, wie die Natur Knospen und Blüten hervorbringt, wie die Tage länger und wärmer werden, die Luft milder. Wer einen Garten hat, kann in diesen Tagen dabei zusehen, wie sich die Schöfpung von ihrer frischen und strahlenden Seite zeigt.
Wer einen Garten hat … in diesen Tagen ist es ein besonderes Privileg, einen Garten zu haben, die Natur nicht nur auf Spaziergängen, sondern bei sich selbst zuhause genießen zu können! Die Beschränkungen der Corona-Zeit machen es im Frühling doppelt schwer für diejenigen, die beengt wohnen: mit vielen Personen in wenigen Räumen, mit gleichzeitigem Home Office der Eltern und Home Schooling der Kinder, mit Zuwenig an Bewegung und Zuviel an Aggression.
Ob sich das nun langsam ändert, wenn Beschränkungen nach und nach gelockert werden? Ob auch für uns alles neu wird, so dass wir jauchzen und jubilieren mögen? Dass es so einen drastischen Stimmungsumschwung geben wird, erwartet wohl niemand. Nur in kleinen Schritten soll es Lockerungen geben. Viele Regeln und Maßnahmen bleiben weiter in Kraft. Und die Folgen der langen Wochen mit harten Einschränkungen werden erst hinterher in ihrer Auswirkung sichtbar werden. Statt auf großen Jubel gehen wir auf nüchterne und ernüchternd schwierige Verhältnisse zu.
Und doch können wir uns auch an den kleinen Schritten erfreuen, sie als große und befreiende Schritte für uns erfahren. Der 10. Mai in einer Woche wird der erste Sonntag nach vielen Wochen sein, an dem wir uns nicht nur an TV-, Radio- und digitalen Gottesdiensten erfreuen, sondern einen Gottesdienst gemeinsam in der Kirche feiern können! Auch dies geschieht in kleinen Schritten: es gibt die Höchstzahl von 50 Personen, die einzuhalten ist; es gibt Abstandsregeln und die Pflicht, die Namen aller Gottesdienstbesucher zu notieren. Die Feier des Abendmahls wird noch für lange Zeit nicht stattfinden. Im Blick auf das Singen werden wir besondere Vorsicht walten lassen müssen. Daher werden die ersten Gottesdienste nicht dem traditionellen Ablauf folgen, sondern einer den Umständen angepassten kürzeren Liturgie.
Noch stellt das Corona-Virus eine Gefahr dar, die nicht überwunden ist. Noch wollen wir mit Verantwortung dazu beitragen, dass wir uns gegenseitig schützen. Und doch wird es nach acht Wochen ohne Gottesdienst in den Kirchen eine ungeheuer große Freude sein, wieder zusammen zu sein, gemeinsam und „analog“ zu hören, was Gottes Wort sagt, zu beten und zu loben. Auch für uns wird etwas neu! Es macht uns bei allen Schwierigkeiten, die es gab und weiterhin gibt, dankbar und fröhlich, es lässt auch unser Herz höher schlagen, dass Gott uns dieses Weise der Gemeinschaft wieder schenkt.
Schöpfung und Neuschöpfung sind die Taten unseres Gottes. Wir werden hinein genommen in die Erfahrung, dass die Mächte des Todes keine Gewalt über uns haben. Christus ist auferstanden. Das Leben kehrt zurück. Wir sind seine Geschöpfe, sind voller Freude über das Neue um uns und in uns. Auch wir können einstimmen in das Lob Gottes, der dieses hervorbringt: Jublilate!
Das Lied „Morgenlicht leuchtet“ (im Gesangbuch Nr. 455) beschreibt die Schönheit der Schöpfung mit poetischen Bildern und einer sanften Melodie. Singen Sie es doch einmal zuhause!
„Morgenlicht leuchtet, rein wie am Anfang. / Frühlied der Amsel, Schöpferlob klingt. / Dank für die Lieder, Dank für den Morgen, / Dank für das Wort, dem beides entspringt.
Sanft fallen Tropfen, sonnendurchleuchtet. / So lag auf erstem Gras erster Tau. / Dank für die Spuren Gottes im Garten, / grünende Frische, vollkommnes Blau.
Mein ist die Sonne, mein ist der Morgen, / Glanz, der zu mir aus Eden aufbricht! / Dank überschwänglich, Dank Gott am Morgen! / Wieder erschaffen grüßt uns sein Licht.“
Pfarrerin Anne-Kathrin Finke