Gelobt sei Gott, der Vater unseres Herrn Jesus Christus, der uns nach seiner großen Barmherzigkeit wiedergeboren hat zu einer lebendigen Hoffnung durch die Auferstehung Jesu Christi von den Toten. (1. Petrus 1, 3)
Quasimodogeniti – so heißt der Sonntag nach Ostern. Quasi – modo – geniti = gleich wie die neugeborenen Kinder, so die Übersetzung. Das Neugeborensein durch die Auferstehung Jesu Christi am Ostertag ist das Thema des Sonntags. Der Petrusbrief spricht mit starken, überzeugten Worten davon, dass wir durch den Glauben an Jesus Christus und seine Auferstehung wiedergeboren sind.
Wie ein Gegensatz klingt der Satz zu dem, was wir in den letzten Wochen Tag für Tag gehört und gesehen haben: Wie durch das Corona-Virus in allen Ländern Menschen krank werden und sterben, wie die Opferzahlen täglich noch steigen. Die Bilder von Särgen in kaum zu überblickender Zahl machen ängstlich und sprachlos. Ein größerer Gegensatz lässt sich kaum denken: die Worte von der Wiedergeburt, von lebendiger Hoffnung und Auferstehung auf der einen Seite – die Meldungen über Tote, ihr qualvolles Sterben, über Trauer und Abschiede auf der anderen Seite.
Die Gefährdung durch das Virus, die Macht des Todes, wenn wir es so nennen wollen, greift weiterhin in unser Leben ein. Weil uns die auferlegten Einschränkungen nicht erlaubt haben, in der Kirche zum Gottesdienst zusammen zu kommen, haben wir in diesem Jahr die kirchlichen Feste Karfreitag und Ostern anders gefeiert als sonst.
Doch gefeiert haben wir sie! Mit anderen Mitteln, mit anderen Formen des Kontaktes, mit Kreativität und den unterschied-lichsten Ideen; mit offenen Kirchen, in denen Menschen beten konnten, mit Gottesdiensten im Fernsehen und im Internet; mit vielfältigen und wunderbaren musikalischen Angeboten; mit Möglichkeiten, zuhause mit der Familie Andachten zu gestalten, mit dem Läuten von vielen Kirchenglocken zur gleichen Zeit und mit Ostergrüßen, die in den Gemeinden verteilt wurden.
Ja, unser Osterfest war anders, doch es war überaus vielfältig. Die Feier der Überwindung des Todes, sie ist nicht ausgefallen, sie hat aber in diesem Jahr eine andere Gestalt erhalten. Wir haben unsere Gottesdienste vermisst, aber wir haben uns in diesem Anders-Sein verbunden gewusst in einem kirchlichen Miteinander in schwierigen Zeiten. Gerade in dieser Osterzeit wissen wir uns getragen von lebendiger Hoffnung und von vielen ermutigenden Erfahrungen.
Die Texte des Sonntags Quasimodogeniti – Psalm, Epistel, Evangelium – sprechen von der Freude über das, was mit der Auferstehung Jesu Christi neu und anders geworden ist. Sie verschweigen zugleich nicht die Bedrohungen, denen wir im Leben ausgesetzt sind. Psalm 116, der Psalm des Sonntags, spricht von den „Stricken des Todes“, die den Beter umfangen hatten; Gott half ihm aus ihnen heraus. Das Evangelium in Johannes 20 erzählt von den Zweifeln des Thomas, der an die Auferstehung nicht glauben kann, ohne zu sehen.
Gefährdungen und Zweifel bleiben unsere Begleiter. Und gerade jetzt empfinden wir die Spannung besonders scharf zwischen dem, was Leben zerstört, und der Botschaft, die vom Leben spricht. Das österliche Lob des Gottes, der uns wiedergeboren hat, ist deshalb mehr ein zaghaftes und sogar trotziges Lob als ein triumphierendes. Es singt von der Freude, am Vertrauen zu dem Gott, der errettet, festzuhalten.
Im Lied „Jesus lebt, mit ihm auch ich“ (Ev. Gesangbuch Nr. 115) heißt es in der fünften Strophe:
„Jesus lebt! Ich bin gewiss, / nichts soll mich von Jesus scheiden, / keine Macht der Finsternis, / keine Herrlichkeit, kein Leiden. / Seine Treue wanket nicht; / dies ist meine Zuversicht.“
Pfarrerin Anne-Kathrin Finke